Schachspalten im Abseits

"Zu den aufreibendsten, zeitraubendsten und unrentabelsten Beschäftigungen eines Schachkundigen gehört unbestritten die Leitung von Schachspalten und ich für meine Person möchte lieber Holz spalten als Schachspalten. Allein, was hilfts? Jede halbwegs gesittete Zeitung will heutzutage, wie jeder Vater ein eignes Kind, ihre eigne Schachspalte haben; das erhöht ihr Bildungsansehen bei ihren Lesern und verringert ihre Kosten, denn niemand vermag eine Spalte so billig zu füllen wie der Schachredakteur. Unbegreiflicherweise finden sich auch immer wieder welche von solchen, die nicht alle werden, um für ein Stückchen trocken Brot ihre ihre geistige Kraft in den Dienst der bildungsbedürftigen Menschheit zu stellen."
(Zitat aus Lachschach 1912  S.142-143 von Paul Schellenberg)



Kein Problemschach mehr in der Freien Presse

STERN

Im Frühjahr 2001 wurde die Problemschachecke im STERN gestrichen.

Auf meine Protest E-mail bekam ich folgende Antwort

Sehr geehrter Herr Kraetschmer, für Ihre email danken wir Ihnen. Wie Sie sicherlich festgestellt haben, wurde unsere Rätselseite vor einiger Zeit überarbeitet, wobei die Schachecke leider vorerst eingestellt werden mußte. Ob und wann wir sie ebentuell wieder aufleben lassen, können wir Ihnen heute leider noch nicht sagen.
Mit freundlichen Grüßen
Evelyn Saalfeld stern Leserbriefe


WELT

In einer E-mail teilte mir der Leiter der Schachspalte Godehard Murkisch mit, dass die WELT erwägt, die seit 1946 existierende Problemschach-Spalte einzustellen. Die letzte Nummer erschien Anfang September.

Auf meine zweite Protest E-mail bekam ich folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Krätschmer, leider erlaubt uns der reduzierte Umfang der Reise-WELT derzeit nicht, die Problemschachecke unseren Lesern präsentieren zu können. Doch dies ist kein endgültiges "Aus", sobald der Umfang wieder zunimmt - dies entscheidet leider nicht die Redaktion - wird die Rätselseite wie gewohnt ihren Platz haben.Wann dies der Fall sein wird, kann ich Ihnen leider derzeit nicht mitteilen, da wir selbst keine Informationen darüber erhalten haben. Als Notlösung kann ich Sie nur auf die Schachecken im Sportteil der WELT sowie im Reiseteil der WELT am Sonntag hinweisen.
Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen, Anna Warnholtz DIE WELT Reiseredaktion Reise

TAGESSPIEGEL

Die Problemschachecke im Berliner Tagesspiegel wird anscheinend eingestellt. In einer E-mail vom 18/9/2001 teilte mir der Leiter der Rubrik Rudolf  Teschner folgendes mit: "Soeben habe ich erfahren, dass meine Rubrik nur noch bis Ende des Monats existieren wird wegen wesentlicher Strukturänderungen des "Weltspiegels". Wieder soll eine der wenigen Problemschachecken in einer Tageszeitung gestrichen werden.

Auf meine Protest E-mail bekam ich folgende Antwort:

Lieber Herr Kraetschmer,
Vielen Dank für Ihre Email und Ihr Interesse an unserer Zeitung. Im Rahmen unserer Neuerungen des Tagesspiegel am Sonntag haben wir uns nach langer, ausführlicher Beratung und Marktforschung entschlossen, die Schach-Kolumne in der jetzigen Form auslaufen zu lassen. Natürlich ist nichts endgültig, und wer weiß, vielleicht findet sich in Zukunft wieder ein Platz für Schachfreunde im Tagesspiegel. Bitte bleiben Sie dem Tagesspiegel weiterhin gewogen! Es grüßt Sie herzlich Ihr, Christoph Amend Leitung Sonntag

RHEIN MAIN PRESSE

Herr Schopf, der Leiter der Problemschachecke in der Rhein Main Presse teilte mir im Juli 2002  mit, dass seine Schachecke in der Rhein Main Presse im August eingestellt werden muss.

Auf meinen Protest per E-mail erhielt ich folgende schriftliche Antwort in einem Brief:

Sehr geehrter Herr Krätschmer,
Sie sagen es selbst: Problemschach hat nur wenig Freunde bei den Lesern des Wochenend Journals der Rhein Main Presse. Was nichts mit der Qualität der Schachaufgaben von Herrn Schopf zu tun hat, den ich für einen ausgesprochenen Experten halte.
Die Gründe, warum wir die Schachecke (und das trifft neben Herrn Schopf noch zwei andere freie Mitarbeiter unseres Schach-Angebots) umorganisieren müssen, sind in den Einsparungsmaßnahmen unserer Redaktion zu suchen. Wir müssen uns aus Kostengründen von einer Reihe von langjährigen Mitarbeitern trennen. Dies betrifft nicht nur die Schachecke, die im übrigen nicht ganz gestrichen wird. Wir greifen auf eine Agentur zurück, die uns Schachbeiträge zu einem wesentlich günstigeren Pauschal-Preis anbietet.
Tut mir leid, Ihnen keine andere Auskunft geben zu können.

Mit freundlichem Gruß
Service-Redaktion Topas
Gert Stephan-Kaselow
Redaktionsleiter
 

Es sind also wieder einmal die mittlerweile allseits bekannten Argumente sich auf Grund der wirtschaftlichen Lage von freien Mitarbeitern zu trennen. Geld triumphiert über Geist. Die fortschreitende Verflachung in der Medienszene geht weiter. Wie die zukünftige Schachecke aussehen wird, kann ich mir gut vorstellen denn bereits in der Frankfurter Rundschau wird die Schachecke von einer Agentur zusammengestellt. Diese Ecke verzichtet konsequent auf die Angabe von Verfassernamen und Quellen. Originalprobleme werden nicht gebracht und Erläuterungen gibt es nicht.

Gerade weil Problemschach keine Lobby hat, ist es notwendig bei der Redaktion zu protestieren.

Rhein Main Presse, "Journal"
Service-Redaktion TOPAS
Sauerwiese 1
55120 Mainz

 

Ich denke es ist sinnvoll, dass jeder Leser dieser Zeilen bei den entsprechenden Redaktionen protestiert.

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